Bevor ein neues Angebot ausgeschrieben und durchgeführt werden kann muss ein Bildungskonzept entwickelt werden. Natürlich ist dies dann zwingend, wenn das Angebot zu einem anerkannten Abschluss führen soll und deshalb ein Anerkennungsverfahren durchlaufen muss. Aber auch, wenn es sich um ein schuleigenes Angebot handelt, ist es sinnvoll, ein Konzept zu entwickeln, damit das Angebot später mehrmals mit gleichbleibender Qualität durchgeführt werden kann.

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Grundfragen der Konzeption

Ausgangslage

Worin besteht das Interesse? Weshalb soll es ein neues Angebot geben? Wer hat ein Interesse an einem neuen Bildungsangebot?

Auftraggeber/in

Wer gibt den Auftrag? Wer finanziert? Wer entscheidet, ob das Konzept umgesetzt wird? Welche Vorgaben gibt es? Welche gesetzlichen Bestimmungen oder behördlichen Anordnungen sind einzuhalten? In welcher Form sind die Vorgaben festgehalten (Kontrakt, Vereinbarung, Leistungsauftrag)?

Rahmenbedingungen

Wieviele Ressourcen an Finanzen, Stellenprozenten, Personen, Infrastruktur, Zeit stehen für die Konzeptentwicklung zur Verfügung? Wieviele Ressourcen stehen für die didaktische Umsetzung zur Verfügung? Wann soll das Angebot eingeführt werden?

Sich für Werte entscheiden

Um welches Menschenbild handelt es sich? Um welche ethischen Überzeugungen? Welches Bildungsverständnis hat die Institution? Gibt es didaktische Leitsätze? Welche Werte kommen im Leitbild zum Ausdruck?

Beteiligte

Wer ist an der Erstellung des Konzeptes beteiligt? Wer hat Mitspracherecht? Wer hat welche Ressourcen zur Verfügung? Gibt es ein Projektteam? Wer übernimmt welche Aufgaben?

Betroffene

Wer ist von der Konzeptentwicklung direkt oder indirekt betroffen?

Zielgruppe

Für welche Zielgruppe wird die Weiterbildung geplant? Wer wird teilnehmen? Für welche Lebenssituationen oder Tätigkeiten soll die Weiterbildung unterstützend wirken? Welche Kompetenzen oder Qualifikationen werden benötigt? Welche konkreten Handlungssituationen sind betroffen?

Bedarfsnachweis

Was wird als Bildungsbedarf deklariert? Wie hoch ist der Bedarf? Und auf welche Daten und Fakten stützt sich diese Einschätzung ab? Welche Bedarfs- und Marktabklärungen wurden bereits gemacht? Welche sind noch zu machen? Wurde eine Umfeld- und Konkurrenzanalyse gemacht? Wird das Angebot bereits so oder ähnlich anderswo durchgeführt? Welche allgemeinen gesellschaftlichen Trends haben Einfluss auf Bildung/Lernen/Weiterbildung?

Ziele

Welche generellen Ziele werden mit dem zu konzipierenden Bildungsangebot angestrebt? Auf welchen Begründungen fussen diese Ziele? Soll ein Vorgehen nach der Triplex-Methode (mit Richt-, Grob und Feinzielen) oder nach dem Kompetenzen-Ressourcen-Modell gewählt werden? Welche Ziele werden für die einzelnen Lerngefässe gesetzt? Welche inhaltlichen Vorgaben sollen gemacht werden?

Lerngefässe, Sequenzierung und Modularisierung

In welchen Lerngefässen soll das Lernen stattfinden? In welchen zeitlichen Einheiten und in welcher Abfolge soll das Programm oder die Weiterbildung strukturiert sein? Ist eine Modularisierung möglich und sinnvoll?

Didaktisches Design

An welchem Bildungsverständnis orientieren wir uns? Welche lerntheoretischen Annahmen treffen wir? Welche didaktischen Prinzipien leiten wir daraus ab? Welche Auswirkungen hat das Bildungsverständnis für die Rolle der Ausbildnerinnen und Ausbildner? Welche Lernmethoden sind sinnvoll? E-Learning, Blended Learning oder Präsenz-Unterricht? Welche Lernressourcen (Unterlagen, Spezialräume, Material) braucht es für einen gelingenden Lernprozess?

Kompetenznachweise

Welche formativen und summativen Lernerfolgskontrollen werden wann vorgesehen? Mit welchen Zertifikaten werden diese bestätigt? Welche anerkannten Abschlüsse sollen angestrebt werden? Welche Titel werden vergeben?

Personal

Welchen Anforderungen müssen die eingesetzten Lehrpersonen genügen? Welchen Anforderungen müssen Beteiligte an Praktikas genügen? Welchen Anforderungen müssen Spezialist/innen (Administration, Informatik, Labors, Praktika, Wartung von Übungsanlagen, Lernberatung, Lernförderung, Sozialarbeit, Durchführung von Prüfungen) genügen?

Evaluation des Konzeptes

Wie und wann und durch wen soll das Konzept überprüft werden? Welche Evaluationsvorbereitungen müssen getroffen werden? Wie lange soll das Konzept gültig bleiben? Wer wird das Konzept weiterentwickeln? Wirkungsanalyse: Bewirkt das Angebot das, was beabsichtigt ist? Wie fällt der Kosten-Nutzen-Vergleich aus?

Die Entwicklung eines Bildungskonzeptes

Zu einem Bildungskonzept gehören also: Ausgangslage und Vereinbarung mit dem Auftraggeber, Werthaltung (didaktisches Konzept, Bildungsverständnis), Resultate von Analysen (zum Bedarf und zu Zielgruppen), didaktische Entscheide (Ziele, Methoden, Lernressourcen), operative Entscheide (Finanzen, Infrastruktur, zeitliche Planung, Administration, Personal- und Ressourceneinsatz) sowie evaluatorische Entscheide.

Typischerweise durchläuft die Entwicklung eines neuen Angebotes die folgenden Phasen:

  • Projektinitiative, Idee
  • Vorstudie, Vorprojekt
  • Rohentwurf
  • Planung
  • Konzepterstellung
  • Einführung
  • Evaluation
  • Abschluss

 

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